Samstag, 8. September 2012

Salzburg und der Fußball

Direkt erheiternd war es, als Trainer Schütz nachdenklich bekannte, die Mannschaft habe offensiv »einiges drauf«, doch in der Defensive mangle es. Diese Worte fielen wenige Tage nach der peinlichen Niederlage gegen Rapid, wo sich die Grünweißen bedeutend leichter damit taten, dem Gegner Tore einzuscheken als die Salzburger damit, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Fußball mit RB Salzburg war da so etwas wie Tontaubenschießen mit Blinden. Kein Ansatz von Bewegung, balltechnische Fehler auf Schülerliganiveau, unmotiviertes Hin- und Herschieben, das riskanter war als die gefährlichen Passes des Gegners. Die Salzburger »Millionentruppe« bisher ein peinlicher Floptrupp, auch wenn Wacker Innsbruck letztens eine empfindliche Niederlage zugefügt wurde. 

Doch gerade hier kann man einschlagen: Millionentruppe? Nein, nicht mehr. Aus den Herren Zickler, Vargas, Vonlanthen, Alex oder Tchoyi sind Namen wie Hierländer, Klein oder Leitgeb geworden, wobei es für die meisten von ihnen noch nicht einmal für das Nationalteam reicht (auch wenn man hier auch das West-Handicap in Rechnung stellen muss). Hatte man den Salzburgern vor Jahren noch vorgeworfen, zu wenig Österreicher einzusetzen (damals waren es zumeist nur Janko und allenfalls Aufhauser), so geht man zwar nun den Weg der österreichischen Jugend, doch genügt man damit durchaus nicht den Ansprüchen eines Mäzenats. Dennoch muss man sich auch vor Augen halten, dass jene Mannschaft, die gegen Düdelingen so peinlich versagt hat, auch von den Namen her nicht wirklich über österreichische Konkurrenten wie die Austria zu stellen ist. Die einzigen Hochkaräter, Zarate und Gustafsson blieben auf der Bank, was spielen durfte, war nicht mehr als ein Haufen mäßig motivierter Durchschnittskicker. Wäre denn etwa Ried gegen die Luxemburger ausgeschieden, so wäre die Sensation nicht kleiner gewesen. Der Anspruch, regelmäßig in der Champions League dabei sein zu wollen, ist mit diesem Kader lächerlich, zumal mit der typischen Arroganz mittelreicher Klubs vorgegangen wird. Da man sich ohnehin diese und jene Spieler leisten kann, verzichtet man darauf, punktuell Topspieler zu verpflichten und kauft stattdessen lieber Spieler besseren Durchschnitts zu Dutzenden. 

Amüsant ist auch, wie sich der Zuschnitt der sportlichen Leitung ausnimmt. Je abstrakter und anwendungsferner die Position, desto größer Reputation und Renommee. UEFA-Cup-Sieger und ehemaliger französischer Teamchef Gérard Houiller wird mit einer obskuren Leitertätigkeit betraut, der deutsche Erfolgstrainer Ralf Rangnick wird Sportdirektor, während der unbekannte Roger Schütz die Arbeit mit der Mannschaft übernimmt. Die Ergebnisse sprechen nicht unbedingt für diese Aufteilung.