Mittwoch, 24. März 2010

Über die mögliche Technologisierung im Fußball

Ein besonders großer Reiz des Fußballsports liegt darin begründet, dass seine Ausübung in den Grundzügen extrem einfach ist und sich im Laufe seiner Entwicklung nur unwesentlich verändert hat. Im Gegensatz zu anderen Sportarten spielen Material und notwendige Einrichtungen eine stark untergeordnete Rolle: Es spielt nicht derjenige Spieler am besten, der den funktionellsten Schuh an den Füßen trägt, und wenn es darauf ankommt, wird der Beste auch barfuß seine Gegner auszutanzen in der Lage sein. Genauso wenig kann der Leidenschaft ausschließlich auf gepflegten 104 x 52 m Rasen gefrönt werden. Vielmehr ist ein Ball in der Regel das einzige Mittel, das Not tut, um sich am schönen Spiel erfreuen zu können.

Faszinierend ist auch, dass diese Konzepte im Profifußball wesentlich dieselben sind. Freilich wird auf makellosem Rasen gezaubert und selbstredend wird ein beeindruckender Zirkus um das Spielfeld herum aufgezogen, der an den unverbindlichen »Spaßkick« nur noch am Rande erinnert. Aber das Schöne ist, dass, wenn man das riesige Stadion, die Sponsoren vom Trikot und den Glanz von den Schuhen abstrahierte, genau dieser »Spaßkick« zurückbliebe, nach den Regeln, wie in Buenos Aires an tausenden Orten, wie in den Straßen Lissabons die Magie beschwört wird. Wohl in einer höheren Geschwindigkeit, mit einer größeren Genauigkeit, mit mehr Dynamik und Athletik und endlich mit mehr Druck, aber — mit derselben Leidenschaft und nach denselben Regeln. Auch das macht einen gewissen Zauber am Spiel aus und lässt uns noch mehr mit ihm identifizieren. Diese Magie würde sicherlich durch die Einführung neuer Technologien wie den Video-Beweis oder die Torkamera verletzt, die grundlegende Universalität des Spieles würde fallen und Mauern würden aufgebaut werden, wo wir uns seit Jahren über offene Türen freuten.

Andererseits zeigen Ereignisse wie das diesjährige Champions-League-Achtelfinale zwischen Bayern München und Fiorentina [Bayern-Stürmer Miroslav Klose erzielte gute zwei Meter im Abseits stehend ein entscheidendes Tor], das die Zeit für solche Neuerungen gekommen sein mag. Es kann doch nicht angehen, dass Pokale wie die Champions League wesentlich von Fehlentscheidungen mitbestimmt werden. Wir erinnern uns auch an das Vorjahr (2008/09), wo dem späteren Sieger FC Barcelona erst durch eine Reihe von Fehlentscheidungen des Schiedsrichters Øvrebø der Weg ins Finale zu Ungunsten des FC Chelsea London geebnet wurde. Finalentscheidungen in solchen Bewerben gehen in die Geschichte ein und spielen eine enorme Rolle in vielen Bereichen. Auch wenn Schiedsrichter-Fehlentscheidungen irgendwie »dazugehören«, so können sie in dieser Dimension doch verheerend sein!

Ein Vorschlag wäre also, diese technologischen Neuerungen ausschließlich für den Bereich der bedeutendsten Wettbewerbe verbindlich einzuführen. Ich spreche also von den großen Bewerben wie Welt-/Kontinentalmeisterschaften sowie die großen kontinentalen Vereinsentscheidungen. Diese Idee ist umso legitimer, wenn man bedenkt, dass in Finalspielen (wie sie charakteristisch für solche Bewerbe sind) Schiedsrichter-Entscheidungen nicht einfach im Laufe der Saison durch die faktische Überlegenheit einer Mannschaft wieder ausgeglichen werden können. Zudem liegt es nahe, namentlich große Arenen mit dieser Technologie auszustatten, wie sie ebenfalls in solchen Bewerben vorhanden sind.

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