Sonntag, 12. September 2010

3 (kurze) Aphorismen

Geschichte — Die Aufgabe der Geschichte ist nichts anderes, als Arznei zur Heilung und Droge zur Konservierung zu sein.

Analyse — Viele Formen der Analyse machen nichts weiter, als dass sie das Kaleidoskop wenden.

Mit Vorsicht — Unsere Demokratie ist die moralische Legitimierung der Ungerechtigkeit.

Crepúsculo

Aunque mi español es muy humilde, no deja de rodear mi alma con su semblante tan tierno y tan fuerte a la vez. Todo asunto en él tiene otra cara, otros calores, significa dejarme conducir en una selva virgen de las palabras donde no más se calcula su valor sino se lo siente...

Además hay pensamientos y sensaciones que parecen como si sólo pudieran ser escritos en español. Tal vez sin embargo sólo procure disimular carencias eventuales en el esplendor del pensamiento con el esplendor del idioma, o sea, dicho en una forma más positiva: añadir el esplendor del idioma... No estoy tan seguro...


CREPÚSCULO

Los fulmines interminables
Aquellos dulces y aquellos amaros
Hicieron irse ardiendo el calendario

En el crepúsculo sin día y fecha
Me baño en la sangre de nuestro amor muerto
Me llaman loco por lo que hago
Pero no huelen la fragancia
La fragancia embriagadora de nuestro amor
No sienten el sonido
El sonido de los sordos lamentos que suben hacia arriba
No tocan la sangre
La sangre que es única, pero tuya y mía a la vez
La sangre que en el crepúsculo forma un mar hacia el horizonte
Siento mis pies, tocando el fondo
Pero, sabes, mi planta nunca te tocaba
Cómo pues podría descubrir
Lo que se esconde ante mis fieles ojos?
Mis lágrimas se mezclan con la sangre
Y sin sonido alguno se convierten en ella

Oh, exclusivo tesoro mío
Nunca te he querido como lo hago ahora
En el crepúsculo que cubre el mundo de verdades
Y crea un universo de sentimientos
Dicen que ese mismo universo me mate
Que los fuertes superen lo pasado
Pero yo, no soy fuerte
Sigo amando tu pelo largo
Tus pensamientos finos, tus ojos radiantes
Tu sonrisa de
En el crepúsculo que es
El último consuelo de los tristes amantes

Dienstag, 17. August 2010

Offensive oder Defensive?

Über viele Jahre war ich der festen Meinung, dass wohl in jeder Mannschaft eine gewisse Stimmigkeit zwischen Offensive und Defensive herrschen müsse, dass aber doch eine offensivstarke Mannschaft stets über eine in der Defensive meisterhaft spielende Mannschaft die Oberhand behalten werde, wenn das Spiel denn erwartungsgemäß verlaufe. Solange man nämlich das Spiel in der Hälfte des Gegners laufen zu lassen imstande ist, solange das gegnerische Mittelfeld selbst damit beschäftigt ist, die eigene Kreativabteilung zu neutralisieren, könne jene Mannschaft nicht gefährlich werden. Mit dem heutigen Jahr habe ich angefangen, diese Überzeugung anzuzweifeln.

Nur von sehr wenigen Mannschaften war ich bisher dergestalt angetan, als von jener wahrhaft meisterhaften Inter, die heuer in eindrucksvoller Art und Weise La Tripletta errungen hat. Die Darbietungen gegen Barcelona und Bayern München waren unfassbar und spektakulär. Die Defensive der Pazzi geriet zu einem unüberwindlichen Wall. Da war die Innenverteidigung mit Lúcio, der energischen Naturgewalt mit atemberaubender Ruhe und Übersicht, sowie Samuel, »El Muro«, der beinharte Verteidiger mit überragendem Kopfballspiel, unvergleichlichen Organisator-Fähigkeiten und feinster Klinge beim Herausspielen. Da waren die Außenverteidiger Maicon, die fleißige und geschickte Dampfwalze, »El Capitán« Zanetti, der alles überragende und ewige Geist der Nerazzurri, unaufhaltsam in der Offensive, fehlerfrei und beherzt in der Defensive, das wahre Herz der Mannschaft, auch Chivu, der mutige und entschlossene Rumäne mit dem feinen linken Fuß und dem verschmitzten Lächeln. Da war das defensive Mittelfeld mit Cambiasso »El Cuchu«, dem bissigen Köter, der nicht nur beißt und rennt, wie es sich für den Hund ziemt, der vielmehr auch den langen wie den Kurzen Pass zu spielen weiß, der die Lücken wähnt, ehe sie sich öffnen, mit Motta, dem technisch beschlagenen Laufwunder, dem gegen Barça das typische Tätlichkeits-Unglück wiederfuhr, mit Stanković, dem genialen Serben, der Kampfkraft mit Übersicht und Technik paart. Da waren die Offensivspieler wie der pfeilschnelle und fleißige Eto'o, Sneijder, der jede Art von Pass, den ihm seine blühende Fantasie aufträgt, locker aus dem Fußgelenk schüttelt, sowie Pandev, der nicht minder fleißige und schussgewaltige Mazedonier. Und, da war die tödliche Spitze, die Krone der Mannschaft, die pfeilschnelle und unbezähmbare punta der Inter. Diego Milito, ein Spieler ohne Schwächen. Kompromisslos in den schmerzhaften Niederungen des Strafraums, unwiderstehlich am Weg dorthin. Eine nicht zu bannende Gefahr. Diese Ansammlung wundervoller Individualisten formte der Künstler José Mourinho zu einer unüberwindbaren Legion zusammen. Der Abwehrblock formte sich zu einem Atombunker, der schlichtweg nicht zu durchdringen war, in einem Radius von 20 m rund um das Tor, blieben den Gegnern noch nicht einmal 50 cm² freien Raumes, die es erlaubten, zumindest den Ball dorthin zu spielen. Hohe Bälle wurden postwendend zum gefundenen Fressen für Lúcio oder Samuel, flüssiges Kombinationsspiel in den Strafraum wurde angesichts der massiven Deckung desselben zu einem unmöglichen Unterfangen. Die gigantischen Weiten des Sechzehnmeter-Raumes schrumpften für die Offensivspieler auf die Dimension einer Bananenschachtel. Freilich: nur sehr wenige Mannschaften (man kann sie gewiss an einer Hand abzählen) vermögen, dergestalt zu verteidigen und es steht außer Frage, ein Fehler kann der entscheidende sein, der die Mannschaft trotz all der Defensivkünste ins Verderben stürzt. Doch, nahe der Perfektion ausgeführt, scheint dieses Spiel unbesiegbar. Natürlich muss man einräumen, dass es auch Not tut, nahe der Perfektion zu spielen (als vielfach auch vom FC Barcelona, nur eben was die Offensive betrifft behauptet) und viele Mannschaften haben sich in ähnlichem Spiel versucht und sind kläglich gescheitert. Auch, vielleicht selbst gerade, auf das Verteidigen und Kontern muss man sich verstehen... Schönere Beispiele hierfür haben wir nie gesehen. Undurchdringlich die Verteidigung, kreativ, schnell und kompromisslos die Offensive, die die Räume gnadenlos nützt, die sich ergeben. So spielte Inter. Und so spielten viele Vereine nicht, die es in gleicher Weise versuchten. Dort allein war dieses Spiel Harakiri. Wenn sich löchrige Verteidigungen an einer Abwehrschlacht versuchen, endet das in der Regel in der Vernichtung. Die gut gemeinte Absicht, einen schnellen Konterstürmer an die Mittellinie zu stellen führt normalerweise zu dessen totaler Isolation. Allein ist in diesen Fällen — als Inter bewiesen hat — nicht die Strategie schuld, denn vielmehr deren Umsetzung.

Die Arbeit der Verteidigung kennt fast keine Grenzen. Wenn sie die Räume fischdosenartig eng macht, gibt es für die gegnerische Mannschaft fast keine Möglichkeit zu reüssieren. Die Arbeit der Offensive hingegen kennt ihre Grenzen. Wenn schlichtweg kein Raum da ist, um kombinieren zu können, wenn auch die besten Flanken zur Beute der Verteidigung werden, wenn jeder Versuch eines Dribblings dazu verurteilt ist, sich im Gewirr der Beine zu verlieren, gibt es keine Struktur, die zur Überwindung der Abwehr führt...

Es sei denn, man verfügt über die Mittel, das Angriffsspiel zu variieren. Ich vermeine, Barcelona sei mit seinem Kombinationsfußball dergestalt erfolgreich durch die gegnerischen Verteidigungen gebraust, dass von Variation gar nie die Rede war. Es gibt nur ein Programm, und wenn dieses Programm nicht funktioniert, besteht die einzige Kur vermeintlich darin, dieses Programm weiter zu perfektionieren, anstatt zu alternieren... Hinzu kommt, im Falle des FC Barcelona auch noch der interessante Umstand, dass trotz all der Qualität in der Mannschaft kein Freistoßschütze anzutreffen ist, dessen Künste das Prädikat bescheiden überschreiten kann. Xavi kann wohl zentimetergenaue Pässe über 40 m schlagen, allein macht ihn das nicht zu einem guten Freistoßschützen.

Genau hier führe ich jetzt die Umstände an, die mich zum fast in der Charakterisierung der Grenzenlosigkeit der Abwehrarbeit bewogen haben. Denn auch trotz allerfeinster Verteidigung, wird man es nicht verhindern können, dass die gegnerische Mannschaft einmal von 20-30 m zum Schuss kommt. Diese kleine Lücke im Verteidigungsspiel, die kaum ganz auszufüllen ist, kann der große Fehler im einschlägigen System sein.

Ich zweifle.

Privatisierung — ein Schock?

In vielen Gemeinden Österreichs sieht man sich nunmehr geradezu schockiert dem Entschluss gegenübergestellt, dass kleinere Postämter geschlossen werden, schlicht weil sie nicht mehr rentabel sind. Dieser Umstand rief freilich heftige Polemiken und Unmut hervor. Zu Recht sehen sich die Bürger in ihrem Anrecht auf Infrastruktur beschnitten, auch die Bürgermeister sehen sich veranlasst, als Anwälte der Bevölkerung aufzutreten und für deren Bedürfnisse einzutreten.

Wenn der Sachverhalt nicht so traurig und besorgniserregend wäre, so könnte man es durchaus als amüsant bezeichnen, dass der Gutteil dieser Gemeinden traditionell von der ÖVP regiert wird und in vielen dieser Kommunen selbst Ergebnisse jenseits der 60% für die Volkspartei gewöhnlich sind. Paradox? Ja, denn wie keine andere Partei hat die ÖVP stets und mit aller Gewalt die neoliberale Doktrin vorangetrieben und jeglichen Wirtschaftszweig in staatlicher Hand zu privatisieren gesucht. Der Großteil der Privatisierungen, deren Folgen den gutgläubigen und — scheinbar — kurzsichtig naiven ÖVP-Wählern (und auch allen anderen) heute auf den Kopf fallen, wurde in der Zeit der rechts-rechten Koalition zwischen der ÖVP und der FPÖ realisiert. Leider wird auch das wunderschöne Beispiel der Postamt-Schließungen, provoziert durch (in der Privatwirtschaft) notwendig profitorientierter Kalkulation nicht dazu führen, dass die traditionell schwarze Wählerschaft an der Vernunft ihrer politischen Einschätzungen zu zweifeln beginnt, genauso wenig, als das die Wirtschaftskrise zu tun vermochte. Es scheint wiederum so zu sein, dass den in der Regierung befindlichen Parteien alle Mittel zur Verfügung stünden, vermöge derer sie eigene Fehler schlechterdings hinfortradieren können. Zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit Problemen und deren Ursache fehlt dem Durchschnittswähler ohnehin die Zeit und auch die Lust.

Mithin werden weitere Bereiche der Wirtschaft privatisiert werden und somit der Kalkulation von Angebot und Nachfrage unterworfen. Das Angebot wird den einschlägigen Gesetzen folgend radikalisiert werden, als an vielen Beispielen gerade passiert. Angebotene Dienstleistungen/Produkte sind entweder einträglich, werden einträglich gemacht (durch unbezahlbare Preise) oder gestrichen, losgelöst von der Überlegung, ob sie einzelnen Teilen der Volkswirtschaft Not tun. Vielleicht wird unsere Wirtschaft dereinst eine dergestalt progressive Ausformung erreichen, dass nur noch Eliten Zugang zu Bildung und Wasser haben, da ein breites Angebot schlicht nicht rentabel ist.

Mithin wird der kurzsichtige Krieg der Wirtschaft nicht durch einmütige Zusammenarbeit ersetzt, sondern vielmehr in derselben Weise fortgesetzt, als sie das Scheitern verursacht hat.

Montag, 26. April 2010

Rechts und Links

1. Wiederholt wird bei der Charakterisierung politischer Konzepte so verfahren, dass Rechts und Links gleichsam in denselben Topf geworfen werden. Es ist dann etwa von »Nährböden« die Rede, die rechten wie linken Extrema gleicherweise zuträglich seien. Oft wird überhaupt vom politischen Extremismus gesprochen, wobei auf eine nähere Differenzierung verzichtet wird.

2. Allein ist es nicht möglich, diese Ideologien einer gemeinsamen Anschauung zuzuführen. Es sind nicht Extrema, die sich an ihren Enden, gleich einem Ring, wieder annähern, es sind vielmehr vollends entgegengesetzte Konzepte, die allenfalls in der Wahl ihrer Mittel zuweilen und vorübergehend verglichen werden können.

3. Nun ist es selbstredend so, dass die Hinordnung zu einer Ideologie (nicht notwendig zu einer »extremen«) bis zu einem gewissen Grad nicht rationeller, wissenschaftlicher Natur ist. Sie hat zu tun mit der persönlichen Lebensgeschichte des Einzelnen, mit seinem Charakter, mit Präferenzen und Aversionen. Es sind viele kleine Einflüsse, die eine politische Auffassung ausbilden. Erst dann wird argumentiert. Es ist folglich nicht unmittelbar so, dass es Konzepte gibt, die vollends richtig sind und andere, die ohne Schwierigkeit vollkommen widerlegt werden könnten — es verbleibt immer eine emotionale Komponente, ein Verdacht, ein Dafürhalten, das entscheidet.

4. Gleichwohl kann auch auf rationaler Ebene agiert werden. Und hierin offenbart sich uns schon die ganz große Diskrepanz, die zwischen den rechten und den linken Ideen klafft. In der faschistischen Ideologie sind Hass, Unter- und Überordnung, Dominanz sowie Unterdrückung, Herrschen wie Unterwerfen einzementierte Werte. Sie sind Inhalt der sogenannten faschistischen Ideale. Allein kann ein Konzept nicht funktionieren, wenn es auf Unterdrückung, Hass und Dominanz selbst aufbaut.

5. Eben diese Grundlagen zu zerstören, sind die kommunistischen und sozialistischen Ideen da. Der ideale kommunistische Staat (den es gleichwohl so nie gegeben hat), kennt keine Unterdrückung, keine Über- und Unterordnung mehr. Es gibt keine Ausbeuter und keine Ausgebeuteten. Der große Geist ist die einmütige Organisation, nicht der dualistische Kampf. Unterdrückung, Diskriminierung, Feindschaft werden ewig durch Feindschaft repliziert werden. Wo dieselbe der alles durchdringende Geist ist, wird sie auch nur sich selbst wiederfinden. Schon daran, ein funktionierendes Konzept anzubieten, scheitert der Faschismus.

6. Hinzu kommt (unter vielen Beispielen) noch, dass der Kommunismus per definitionem ein Internationalismus ist, der besser funktioniert, je internationaler er ist. Einzelne sozialistische Systeme werden von der politischen Weltmacht aufgerieben, ausgehungert und in vielen Fällen zu repressiven Staaten. Je mehr Staaten sich die Ideen aneignen, desto besser kann gewirtschaftet werden. Es gibt nicht mehr Millionen von kleinen Zellen, die für sich kämpfen, sondern immer mehr eine Zelle, die nicht mehr zu kämpfen braucht. Rechte Gedanken ziehen sich schon dadurch selbst ins Absurde, dass sie in einer starken nationalistischen Prägung auftreten. Es geht dann um die »Erhaltung von Heimat, Kultur und Tradition«, die von fremden Einflüssen gefährdet sei. Und doch scheinen sich rechte Kreise auch über nationale Grenzen zu bilden. Schon Hitler musste wohl oder übel mit den »Südländern« Italiens kollaborieren, so sehr er auch die Überlegenheit der »deutschen Rasse« propagierte… Eine internationale Organisierung rechter Gruppen wird schon per se widersprüchlich und zu einer grotesken Farce.

7. Es sind die Gedanken der politischen Rechten kurzum auf einer naiven Engstirnigkeit aufgebaut, die ihre Augen vor den Schönheiten der Welt verschließt und über die brodelnde Giftbrühe, die von jenen wie solchen Systemen zubereitet wurde, den Deckel der Gewalt breiten will. Die Welt nicht heilen, nur beherrschen will.

Samstag, 3. April 2010

SILVESTRA

Die Stimmung ist eigentlich wie vor dem Spiel. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir aus dieser äußerst großen Minimalchance, minimaler geht’s gar nicht mehr, eine etwas kleinere gemacht haben, die größer geworden ist.
— Peter Neururer
Silvestra, die Wunderschöne und Unvergleichliche, wusste von keinem Abfalleimer auf ihrer Lieblingsbirke, als allein den, den sie »Anton Petrus Friedrich Abel XXVI.« zu nennen pflegte. Mit Anton Petrus Friedrich Abel XXVI., allein, unterhielt Silvestra, die Wunderschöne und Unvergleichliche, eine bessere Freundschaft als zu allen anderen Abfalleimern auf allen anderen Birken (was wenig verwunderte, hatte die Katze Minka Mariza ihre Lieblingseidechse Sonja doch hin und wieder vor der verheerenden Wirkung von Wattebällchen gewarnt). Jedenfalls bezeichnete Silvestra, die Wunderschöne und Unvergleichliche, das faszinierende Phänomen vom Wind verwehter Federhalter zuweilen als »Mrikurelkilikutze«. Die auf dem ersten Blick eindeutig scheinende Etymologie des Ausdruckes verliert an Klarheit, wenn man sich erinnerlich macht, dass Silvestra, die Wunderschöne und Unvergleichliche, mit dem südfriesischen Kulturgut nur mäßig vertraut ist, zumal sie mindestens zwei Schuhe bindet, wenn sie ohne Stiletti ihr Haus verlässt. Aber kommen wir wieder zurück zu Alfreds Dudelsack: Laut dem vertrauenswürdigen Urteil einiger zufällig vorbeigekommener Neuseeländischer Touristen deuten die Krallen- und Bissspuren auf der Wasseroberfläche eindeutig auf die Beteiligung einer Waldschnecke hin. Silvestra, die Wunderschöne und Unvergleichliche, hatte aber bereits seit einigen Minuten eine unerklärliche Angst vor Betonmischern und Schmetterlingen entwickelt, weshalb sie lieber nicht schwimmen gehen wollte. Maximilian, der Feldhase beobachtete alles aus einer unsicheren Entfernung.

(Aus dem Buch »Darlegungen des Feigenkaktusses«, Kapitel 1971: Was Meinhard Meineid zu erzählen nie für notwendig hielt).




Auch der Schnee hat Geschmack...


Mittwoch, 24. März 2010

Katholizismus und Kapitalismus

Was haben Katholizismus und Kapitalismus gemein? Nun, gewiss könnte man hierzu einige Facetten darlegen, einige Geschichten anführen und einige Verbrechen ausgraben... Gleichwohl möchte ich mich jetzt nicht auf großes Ineinanderwachsen konzentrieren (wie es auch geschehen ist), sondern isoliert vergleichen.

Die Anwort auf die ich also hinauszukommen suche ist die Folgende:

Sowohl der Katholizismus als auch der Kapitalismus sind in ihrer Form gescheitert, wurden aber durch »Gewaltakte« am krankenden Leben behalten.

Über das Scheitern des Kapitalismus müssen nicht mehr viele Worte verloren werden. Die Ideen von Montesquieu oder Smith sind lange widerlegt, ein System, das daran scheitert (und dessen Ziel auch gar nicht darin besteht,) den Gutteil der Menschheit zumindest mit dem Notwendigsten zu versorgen ist ohnehin als gescheitert zu bezeichnen. Seine Ausgestaltung als ewigen Krieg unterstreicht die Anführung. Wie als ob das noch nicht genug wäre, ist der Kapitalismus auch noch in sich gescheitert und hat nicht nur in seinem Wachsen die Welt zum Scheitern gebracht! Er ist zusammengebrochen und konnte allein durch das Wirken der Staaten und folglich der Arbeiter gerettet werden, die vom System schon zuvor ausgebeutet wurden und die an dessen strukturellem Scheitern keine Schuld tragen. Mit mehr oder minder großem Entsetzen stellen wir jedenfalls fest, dass das Scheitern des Systems an seiner Struktur keine bedeutsamen Änderungen nach sich zog, und dass auch die geringsten einschlägigen Gesetzestexte heiß umstritten sind und zumeist niedergerungen werden. Vater Staat hat also wieder seinem geschwistermordenden Sohn die Mittel in die Hand gegeben, nachdem der sie verloren hatte.

Genauso wie aber der Kapitalismus gescheitert ist, so ist auch der Katholizismus gescheitert. Er ist daran gescheitert, eine halbwegs vertrauenswürdige, schlüssige und kohärente Ideologie zu schaffen, der ein denkender Christ anhängen könnte. Mir ist durchaus bewusst, dass das Jahrtausende alte Erbe, die sogenannte Tradition wohl als Segensgeschenk deklariert wird, in Wahrheit aber eine Gipsmaske ist, die dem Vatikan heute jegliche Bewegungsfreiheit raubt. Die Ideen, die Ethik, die Welt der Werte sind der Kirche davongelaufen und sie kann nicht hinterher, weil sie die Türe selbst verschlossen hat. Sie hat dareinst den Anspruch geschaffen, »Stellvertreter Christi« auf Erden zu sein, sie gab an, das »Licht der Gläubigen« zu sein, dem diese unbedingt folgen müssten, ferner sei auch die »Unterwerfung unter den Heiligen Stuhl zum Heil zwingend notwendig«, die Kirche, die »Gnadentaten spendend durch die Jahrhunderte schreitet«, urteile in Moralfragen für alle Katholiken verbindlich usf. Es gibt also auf der einen Seite diese gigantische und wohl auch beeindruckenden Form des Anspruchs der Kirche. Daneben, allein, findet sich (wenn man genau hinsieht) das elendige Häufchen mit der Bezeichnung Wirklichkeit. Hier finden wir eine Reihe von Päpsten, die nach heutiger Anschauung Verbrecher waren, viele derer wurden mittlerweile auch »heilig gesprochen«. Wir finden tausende Bullen, Enzykliken und Rundschreiben, die zu Sünden wider die Menschlichkeit aufrufen. Wir wissen um den Goldschatz, den der Vatikan im Laufe seiner Regentschaft angesammelt hat, wir wissen um das präpotente und — blasphemische — Auftreten der »Heiligen Väter«. Wir sehen also, dass diesen beiden Welten: Anspruch und Wirklichkeit keine Vollendung zugänglich ist. Was bleibt ist nichts als ein großer Widerspruch! Eine Diskrepanz zwischen der Kirche feierlicher Verlautbarungen und der Kirche, die in die Welt eingegriffen hat. Es werden Christen kommen (viele derer sind auch schon da), die dem Papst nicht einfach glauben, weil behauptet wird, er sei der »Heilige Vater«, die seine Worte vielmehr prüfen wie die jedes anderen. Die jüngsten Geschehnisse innerhalbe der katholischen Kirche unterstreichen wiederum die Aussage, dass der Katholizismus mithin gescheitert sei. Doch auch an dieser Idee wird verbissen festgehalten. Reformwünsche werden ignoriert und verurteilt, die Liebe wird von einem Bündel an Dogmen, theologischen Fantasien, Hierarchien und Gesetzen fortwährend verjagt, so sie sich überhaupt in die kalten Mauern des Vatikan verirrt hatte. Ich bin mir dessen bewusst, dass es schlechterdings unmöglich ist, ein gutes Jahrtausend Katholizismus schlichtweg »umzudrehen«, einen Strich unter die Geschichte zu machen, weil das bedeutete, älteste Ideen wie die »Apostolische Sukzession«, die alleinige Gewalt des Papstes oder den selbstherrlichen Anspruch des Apostolischen Stuhl niederzulegen, weil das bedeutete, dass tausende Schreiben Makulatur und viele »Heilige« zu biederen Verbrechern würden. Gleichwohl wird dieser Schritt gegangen werden müssen, will die Kirche irgendwann ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Bisher ist es allein eine mit harter Hand zusammen gehaltene Despotie, die aus glücklichen Umständen heraus beinahe jegliche weltliche Macht verloren hat. Es ist eine gescheiterte Institution, die aus der Not der Tradition heraus zusammengehalten wird. Nur leider nicht der Belustigung willen, sondern des Spielchens mit der Wahrheit!

Über die mögliche Technologisierung im Fußball

Ein besonders großer Reiz des Fußballsports liegt darin begründet, dass seine Ausübung in den Grundzügen extrem einfach ist und sich im Laufe seiner Entwicklung nur unwesentlich verändert hat. Im Gegensatz zu anderen Sportarten spielen Material und notwendige Einrichtungen eine stark untergeordnete Rolle: Es spielt nicht derjenige Spieler am besten, der den funktionellsten Schuh an den Füßen trägt, und wenn es darauf ankommt, wird der Beste auch barfuß seine Gegner auszutanzen in der Lage sein. Genauso wenig kann der Leidenschaft ausschließlich auf gepflegten 104 x 52 m Rasen gefrönt werden. Vielmehr ist ein Ball in der Regel das einzige Mittel, das Not tut, um sich am schönen Spiel erfreuen zu können.

Faszinierend ist auch, dass diese Konzepte im Profifußball wesentlich dieselben sind. Freilich wird auf makellosem Rasen gezaubert und selbstredend wird ein beeindruckender Zirkus um das Spielfeld herum aufgezogen, der an den unverbindlichen »Spaßkick« nur noch am Rande erinnert. Aber das Schöne ist, dass, wenn man das riesige Stadion, die Sponsoren vom Trikot und den Glanz von den Schuhen abstrahierte, genau dieser »Spaßkick« zurückbliebe, nach den Regeln, wie in Buenos Aires an tausenden Orten, wie in den Straßen Lissabons die Magie beschwört wird. Wohl in einer höheren Geschwindigkeit, mit einer größeren Genauigkeit, mit mehr Dynamik und Athletik und endlich mit mehr Druck, aber — mit derselben Leidenschaft und nach denselben Regeln. Auch das macht einen gewissen Zauber am Spiel aus und lässt uns noch mehr mit ihm identifizieren. Diese Magie würde sicherlich durch die Einführung neuer Technologien wie den Video-Beweis oder die Torkamera verletzt, die grundlegende Universalität des Spieles würde fallen und Mauern würden aufgebaut werden, wo wir uns seit Jahren über offene Türen freuten.

Andererseits zeigen Ereignisse wie das diesjährige Champions-League-Achtelfinale zwischen Bayern München und Fiorentina [Bayern-Stürmer Miroslav Klose erzielte gute zwei Meter im Abseits stehend ein entscheidendes Tor], das die Zeit für solche Neuerungen gekommen sein mag. Es kann doch nicht angehen, dass Pokale wie die Champions League wesentlich von Fehlentscheidungen mitbestimmt werden. Wir erinnern uns auch an das Vorjahr (2008/09), wo dem späteren Sieger FC Barcelona erst durch eine Reihe von Fehlentscheidungen des Schiedsrichters Øvrebø der Weg ins Finale zu Ungunsten des FC Chelsea London geebnet wurde. Finalentscheidungen in solchen Bewerben gehen in die Geschichte ein und spielen eine enorme Rolle in vielen Bereichen. Auch wenn Schiedsrichter-Fehlentscheidungen irgendwie »dazugehören«, so können sie in dieser Dimension doch verheerend sein!

Ein Vorschlag wäre also, diese technologischen Neuerungen ausschließlich für den Bereich der bedeutendsten Wettbewerbe verbindlich einzuführen. Ich spreche also von den großen Bewerben wie Welt-/Kontinentalmeisterschaften sowie die großen kontinentalen Vereinsentscheidungen. Diese Idee ist umso legitimer, wenn man bedenkt, dass in Finalspielen (wie sie charakteristisch für solche Bewerbe sind) Schiedsrichter-Entscheidungen nicht einfach im Laufe der Saison durch die faktische Überlegenheit einer Mannschaft wieder ausgeglichen werden können. Zudem liegt es nahe, namentlich große Arenen mit dieser Technologie auszustatten, wie sie ebenfalls in solchen Bewerben vorhanden sind.

Freitag, 12. März 2010

Real Madrid - otro fracaso

Nach der Achtelfinal-Niederlage von Real Madrid gegen Olympique Lyonnais überbieten sich die Medien in Schadenfreude und Heuchelei.

Weltweit ergötzen sich die Medien am Ausscheiden von Real Madrid aus der Königsklasse. Allenfalls spanische Tageszeitungen sorgen sich um die Zukunft des Fußballs im Land des Europameisters.

Allein scheint dieser Genuss, mit dem das erneute Ausscheiden im Achtelfinale zelebriert wird, diese eigene Überheblichkeit, die plötzliche Abkehr von der Suche nach Magie ein weiteres Beispiel der eigenen Dynamik innerhalb der Medien zu sein. Analytische und seriöse Berichterstattung ist nicht populär und endlich sinnlos.

Stellen wir uns etwa einmal vor, Gonzalo Higuaín hätte in der ersten Halbzeit das leere Tor getroffen und die beiden Mannschaften wären mit dem Stand von 2:0 für Real in die Kabinen gegangen. Natürlich hätte Lyon auch dann ein Tor gereicht, aber es wäre auch sehr gut möglich gewesen, dass Madrid die Hürde genommen hätte. Was hätten die Zeitungen dann gedruckt? Hätten sie sich dann auch über die »Einzelkämpfer« lustig gemacht?

Kaum. Die erste Spielhälfte war beeindruckend. Punkt. Es war ein einziger Zug in Richtung Lyon-Tor. Real hat 45 Minuten Druck erzeugt, Lücken genützt, ehe sie sich auftaten, Bälle aus dem Augenwinkel in die Tiefe gespielt und zahlreiche Chancen herausgespielt. Wie auch immer man zu der Mannschaft steht, das war Weltklasse. Auch wenn Lyon nicht aktiv wurde und zu defensiv spielte, gegen so viel Kreativität half kein Beton. Wäre Real etwas effektiver mit den Torchancen umgegangen - die Zeitungen wären voll des Lobes über die Zauber-Elf.

Auf der anderen Seite hat sich Bayern München in einem Skandalspiel das Weiterkommen ertrotzt. Auch auf diese Mannschaft wäre wohl ein Riesenfass Hohn ausgeschüttet worden, wenn sie nicht das Viertelfinale erreicht hätte. Aber Umstände und das Große Ganze spielen keine Rolle. Naja.

Montag, 8. März 2010

Interview mit dem Känguru

Frage: Warum haben Sie das gemacht?
Tony: Habe ich was gemacht?

F: Die Erde.
T: Ach so. Um etwas Bleibendes zu schaffen.

F: Danke für das Gespräch.
T: Mutmaßlich, ja.

Freitag, 5. März 2010

Eine braune Präsidentin für Österreich?

Die FP als Sammelgruppe intellektuell hilfloser Rassisten scheint ein Profil anzubieten, in dem sich erschreckend viele Österreicher beheimatet fühlen.

Es ist schon ausreichend erschreckend, dass überhaupt Zeilen notwendig sind, um diese beängstigende Entwicklung zu kommentieren. Gleichwohl ist es eine Tatsache, dass rechtsextreme Parteien in Österreich keine Randerscheinung mehr bilden, die darum ringt, die Schwelle der Wahrnehmung zu überschreiten. Im Gegensatz zu Parteien, die öffentlich für Toleranz, Gerechtigkeit und globale Verantwortung einstehen, hat sich die FP als wertgebende Kraft in Österreich etabliert.

Nun soll mit Barbara Rosenkranz auch noch eine Vorzeige-Rechte das Amt der Bundespräsidentin übernehmen und Österreich nach Außen hin repräsentieren. Unserem Land könnte kaum ein größeres politisches Unglück wiederfahren. Eine Person, deren vornehmliche Intention es ist, das größte Verbrechen, das in den letzten Jahrhunderten geschehen ist, zu legitimieren, eine Person, die Ausländerhass und Rassendenken propagiert, eine Person, die das Freiheitsstreben zu seiner moralischen Pervertierung missbraucht, soll Bundespräsidentin werden?

Ohne Zweifel ist diese Frage zu einem Gutteil emotionaler Natur. Es gilt, eine Entscheidung zwischen Hass und Toleranz zu fällen. Nichtsdestotrotz hält faschistisches Gedankengut auch keiner rationalen Analyse stand. Wo sind denn die rechten Ideologen, die ihre »Ideen« schlüssig zu argumentieren wissen? Welcher rechte Politiker versteht sich auf subtilere Propaganda als Stammtischrhetorik und Populismus? Wie kann Politik funktionieren, wenn sie auf Hass, Ausgrenzung, Überlegenheit und bedingungsloser »Freiheit« basiert? Diese faschistische Ideologie löst kein einziges Problem, verstrickt sich vielmehr in einer Kette von Widersprüchen, aus der sie sich nicht zu befreien vermag. Die rechte Gedankenwelt basiert zwingend auf Kampf und Unterdrückung. Im Gegensatz zu intelligenteren Ideologien funktioniert der Faschismus selbst in der Theorie in keinster Weise. Internationale Zusammenarbeit verschiedener nationalistischer Faschisten negiert sich schon von selbst, wenngleich sie paradoxerweise zuweilen erkennbar wird.

Die kommunistische Idee ist ein Internationalismus, der funktionsfähiger wird, je mehr Teile er gewinnen kann. Er achtet nicht auf Nation, Geschlecht oder Volkszugehörigkeit, er orientiert sich allein an einer gerechten und vernünftigen Gestaltung der Welt. Dem stellt der Faschismus ein »Ideal« entgegen, das auf Rassenkampf, Gewalt und Ausgrenzung basiert, die wiederum zwingend zu Gewalt führt.

Während tolerante Gruppen ein funktionierendes Modell Österreichs präsentieren können, ist die Idee eines von der FP diktierten Österreich ein kulturloses, hasserfülltes und einfärbiges Pflaster, das an die NS-Gedanken angelehnt ist. Es ist ein Österreich, das seine Probleme nicht löst, sondern deren Opfer entwürdigt und bekämpft. Es ist ein Österreich, das seine Zeltfest-Pseudo-Kultur emporhält und über die Feinheit vielfältiger Kultur seinen braunen Mist legt.

Ein friedliches Zusammenleben von Idealen und Nationen ist nicht nur möglich, sondern ein großes Geschenk, das die gesamte Vielfalt und Buntheit der Menschen dem Einzelnen zur Gabe macht. Unsere Augen vor den Opfern zu verschließen, die an unseren Maßstäben und Ideen gescheitert sind, ist verbrecherisch.

Die Ideologie des Nationalsozialismus unter Berufung auf die Meinungsfreiheit legitimieren zu wollen ist pervers und moralisch nicht zu verantworten. Jede Form der Freiheit bedarf seiner Grenzen. Trotz der unbestrittenen Bedeutung der Freiheit darf man nicht außer Acht lassen, dass sie nicht an sich gut und in jeder Form zu befürworten ist, sondern dass ihr Grenzen Not tun, um namentlich die Gerechtigkeit, die Menschenwürde und die gegenwärtige Ethik nicht zu verletzen. Wirtschaftliche Freiheit wurde über Jahrzehnte propagiert und führte zu einem dummen System, das ein Übermaß an Arbeit und gleichzeitig an Durst, Hunger und Tod schuf. »Vollendete Freiheit« ist das Recht des Stärkeren. Freiheit muss aber am Menschen ausgerichtet und seinen Bedürfnissen verpflichtet sein. Dieses ungeheure Leid, diese Menschenfeindlichkeit legitimieren oder gar fortsetzen zu wollen, ist keine »Meinung«, keine »Idee«, sondern ein Verbrechen.

Das Problem liegt allein darin, dass es der mutmaßlichen Wählerschaft Rosenkranz' schlichtweg egal ist, dass die Kandidatin kein funktionierendes Konzept anbieten kann! Dem durchschnittlichen FP-Wähler genügen populistische Sprüche und ein »patriotisches« Auftreten, zumal unterlegt mit dem »heroischen Kampf um die Freiheit«, um seine Stimme zu geben.

Es ist ferner besorgniserregend, dass eine Partei wie die SPÖ momentan schlichtweg inexistent ist. Es scheint sich die Spitze um die Brisanz dieser Tage nicht bewusst zu sein. Es geht nicht um den Verbleib gewisser Personen in der Partei-Führung, es geht nicht um persönliche Freundschaften, es geht darum, zumindest eine gewisse soziale Verantwortung in Österreich aufrecht zu erhalten und der Gefahr entschlossen und ehrlich entgegenzutreten.

Erheben wir unsere Stimme! Und wählen wir!

Dienstag, 2. März 2010

Hat die ETA mit der FARC einen Anschlag auf Uribe geplant?

Ich werde meine Darlegung kurz halten und in drei Gedanken zerfallen lassen:

1
Angesichts des gegenwärtig Bekannten, ist man doch geraten,
den Gerüchten mit einer gewissen Skepsis zu begegnen. Es gibt einen Richter, der wähnt, einer Verschwörung auf der Schliche zu sein. Punkt. Es gab vor ein paar Jahren auch einen Präsidenten, der wähnte, es sei schicklich, den verheerenden Anschlag auf eine Madrider U-Bahn der ETA in die Schuhe zu schieben. Es gilt also durchaus, die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten.

2
Gehen wir aber einmal davon aus, dass sich die Anschuldigungen bewahrheiten. Dann muss wohl gesagt werden, dass Mordanschläge keine probaten Mittel sein können, um eine politische Wende herbeizuführen. Natürlich wäre Uribe nicht das erste Opfer seiner eigenen Politik und natürlich ist es in einem Land wie Kolumbien sehr schwer, auf demokratischem Wege eine Wende herbeizuführen, aber der Mord am Staatspräsidenten dürfte keine bedeutend aussichtsreichern Perspektiven eröffnen.

3
Es ist doch bizarr, dass in diesem Zusammenhang von einem »skandalösen« Anschlag mit »terroristischem« Charakter die Rede ist. Es scheint legitim zu sein, wenn die USA linke Regierungschefs (und noch lieber Politiker vor deren Karriere) »verschwinden ließen«, was sehr oft auch passierte. Es scheint gleicherweise legitim zu sein, dass Uribe »sein« Land wie ein Statthalter regiert, dass Kolumbien unter seiner Präsidentschaft den Prototyp einer US-Provinz abgibt und dass die Militärs zwar gegen die Rebellen vorgehen, sich aber nicht um die Interessen scheren, die sie mit Waffengewalt durchzusetzen gezwungen sind. Ich will einen möglichen Anschlag auf Uribe in keinster Weise legitimieren, ganz sicher nicht, aber ich möchte nahelegen, die Maßstäbe zu überdenken.

Dienstag, 23. Februar 2010

Diskussion und Disputation

Diskussion und Disputation – Die Annahme, die Demokratie funktioniere nicht, scheint mir hinlänglich belegt. Aus dem schlechterdings endlosen Schatz der Argumente will ich nun eines auswählen: Die Demokratie unserer Form unterdrückt ein gesundes Klima der Diskussion und Disputation, anstatt es zu fördern, zumal es der Herdennatur des Menschen widerspricht. Eine ideale Demokratie kann nicht funktionieren, ohne dass das Volk, das per definitionem die Regentschaft trägt, seine Meinung unentwegt überdenkt und durch gegenseitigen Austausch bereichert. Unsere »demokratischen Führer« scheinen diesen Austausch aber keineswegs forcieren zu wollen, sondern suchen vielmehr nach den geeignetsten Trichtern, die sich eignen mögen, Meinungen in die Menschen zu füllen. Gewiss gibt es Diskussion und Disputation, aber nur nach freien Gesetzen. Nur derjenige diskutiert, der es auch tun möchte. Die Regeln einer Diskussion werden selten festgelegt und noch seltener eingehalten. So geraten geplante Diskussionen zu rhetorischen Anstrengungen von wenigen Gehörten und spontane Gespräche zu unbedeutendem Geplauder einer Minderheit. Es ist für die einen gleichsam ein Kampfgespräch, das dem Eigeninteresse entwächst, für die anderen ein schöner Zeitvertreib.

Aus meinen »Aphorismen, Reflexionen und andere krumme Gedanken«

Mittwoch, 3. Februar 2010

MUNDIAL

Tan muchas emociones e instintos se reducen a la identidad del pequeño balón. Y esa identidad del balón se expande a cada aspecto de nuestra coexistencia. Irrefutable prueba de los deseos irracionales de nuestra alma, de la magia gigantesca que hay en los objetos inútiles. Y mientras de noventa minutos sabemos que no hay nada más fascinante que un balón marchando a través de acerados piernas de defensores, dirigidos por unos toques sutiles, que un tiro que efectuado en desespero e ilusión se vuelve más largo y largo y — sólo besa el travesaño, que un sombrero que, como afuera de los reglas del tiempo, tierno planea en el gol por encima del violento pero impotente hormiguero de la defensa. Los árbitros, príncipes odiados que encienden los nervios, los técnicos, brujos poderosos con cara misteriosa... El fútbol es otro mundo y es una gracia maravillosa poder poner unos pasos dentro de él.

Sonntag, 24. Januar 2010

Die Zukunft der Katholischen Kirche

Wenn auch jede Zeit für sich beansprucht, speziell zu sein, so gab es wohl doch vor dieser Zeit keine, die auf moralischem und kulturellen (wie auch auch auf technologischem) Gebiet dergestalt schnelle und gravierende Änderungen mit sich gebracht hätte. Alle Instanzen, Strukturen und Konzepte müssen sich anpassen oder mindestenfalls auf die geänderten Bedingungen reagieren.

Die Katholische Kirche galt Jahrhunderte lang als unantastbare moralische Instanz und genießt diese Einschätzung in manchen Fällen noch heute.

Wenn man nun die Zukunft der Kirche zu prognostizieren sucht, so werden potenzielle Prophezeiungen mutmaßlich in drei verschiedene Möglichkeiten zerfallen:

1. Die Kirche wagt eine Läuterung und den Weg zur Schrift

Es liegt auf der Hand, dass ein offenes Schuldeingeständnis dem Ende der traditionellen Katholischen Kirche gleichkäme. Diese lehrt, das Licht für die Gläubigen zu sein und den immerwährenden lichtreichen Glauben zu lehren. Ferner leugnet sie den Relativismus. Ein effektives »Mea culpa« würde all diese Grundfeste erschüttern und die traditionelle Kirche auflösen. Zu viele von den repressiven Päpsten wurden heilig gesprochen, zu viele Beziehungen zu brutalen Herrschern geknüpft, als dass die Geschichte noch mit dem Selbstverständnis der Kirche in Einklang zu bringen wäre.

Gleichwohl weiß jeder von den systematischen Verfehlungen. Es ist allein unmöglich, sie vollends einzugestehen, ohne das Gebäude einstürzen zu lassen. Diese Diskrepanz ist ein großer Schatten, der über dem Petersdom und der ganzen Katholischen Kirche liegt.

Daher ist nicht anzunehmen, dass die Kirche diesen Schritt wagt. Auf lange Sicht gesehen könnte er aber eine Läuterung darstellen, die sehr heilsam für die Kirche wäre. Alte, tradierte Dogmen könnten aufgelöst, die Geschichte neu und ohne Selbstherrlichkeit begonnen werden. Die Kirche müsste einen neuen Anspruch festlegen, der nicht mehr von so arroganter Natur sei wie jener der jetzigen Kirche. Dann wäre es ihr auch möglich, wahrhaft der Schrift zu folgen und gleichsam Stellvertreter Jesu zu sein, ohne diese Würde als mächtige Instanz zu missbrauchen.

2. Die Kirche führt den halbherzig-heuchlerischen Weg fort

Zunächst reagierte die Kirche auf die Liberalisierungs- und Modernisierungsprozesse erzürnt und mit voller Entgegnung (vgl. z.B. Antimodernisteneid...). Da allerdings (auch aufgrund der Liberalisierung) die Macht der Kirche auf ethische Einschätzungen geschmolzen war, konnte sich die Kirche der neuen Strömungen nicht erwehren, was eine leichte Liberalisierungswelle (Vatikanum II usf.) zur Folge hatte. Dieser anfängliche Elan wurde gleichwohl schnell durch die Horde der Konservativen und anderen Bedenken eingebremst, bis man sich auf einer Linie getroffen hat, mit der man beide Ideologien zu befrieden sucht. Jenen, die fordern, die Kirche sollte ihre Schuld konkret eingestehen, sich vom rechten ideologischen (nicht parteipolitischen) Rand lösen, überholte Dogmen und Einschätzungen überarbeiten, jenen bietet die Kirche gleichsam eine Basis an mäßig liberalen und durchwegs vernünftigen Klerikern an, die auch bereit sind, so manchen Fehler der Kirche einzugestehen. Auch die höchsten Ebenen verzichten darauf, zu besonders heiklen Themen Stellung zu nehmen und ziehen es vor, die Schattenseiten (so viele es auch sein mögen) in den Hintergrund zu drängen und mit den vermeintlichen Wohltaten der Kirche, die »Gnadentaten spendend durch die Jahrhunderte ging...« (Divini redemptoris), zu glänzen. Die konservativen Teile fühlen sich gleicherweise befriedigt, da der Vatikan ja keine konkreten Ein- oder Zugeständnisse gewährt, sondern in seinen Grundfesten an der alten, tradierten Ideologie festhält. Da diese Taktik noch immer verhältnismäßig gut funktioniert, kann auch angenommen werden, dass sie fortgeführt wird.

3. Die Kirche wendet sich den Konservativen und Fundamentalisten zu

Viele Zeitgenossen wähnen die Zukunft der Kirche in einer Spaltung. Die liberalen Kräfte (die auch kein Problem damit hat, Argumente für ihre Thesen zu finden) würden sich von der Kirche lösen, deren Körper sodann von einer Gruppe von Traditionalisten, Fundamentalisten und Konservativen gebildet würde, die der katholischen Lehre weiterhin konsequent anhingen.

Auf lange Sicht scheint diese These sehr wahrscheinlich, da nicht anzunehmen ist, dass die Kirche einen großen Bruch provozieren möchte, der gleichwohl nicht darin läge, die Liberalen , sondern darin, die Jahrhunderte alten Lasten abzuschütteln. Solange die Kirche postuliert, den einzig rechten Glauben zu vertreten und ihre historische Schuld faktisch leugnet, sollte sie langfristig für den distanzierteren, denkenden Gläubigen (oder auch nicht) keine akzeptable Gemeinschaft mehr darstellen. Zu widersprüchlich sind ihre Lehren, zu widersprüchlich ihre Praxis, zu elitär ihre Hierarchie, zu kleinlich ihre Ordnung. Gleichwohl sind es mit diese Phänomende, welche die Traditionalisten und Fundamentalisten zur Kirche treiben. Es ist fraglich, ob sich die Kirche aktiv von ihnen abwendet (wenn sie sich auch nur wenig den Liberaleren zuwendet), zumal jene Kräfte über die Jahrhunderte die kirchliche Macht ausbildeten.